Pressemitteilung

Stimmungsbild von der Krim

16.11.2017
Krimtatarische Siedlung auf der Krim. © Florian Bachmeier, n-ost

Das ZOiS befragte zwischen März und Mai 2017 2.000 Bewohner*innen auf der Krim und in Sewastopol. Was persönliche Reisen und die Nutzung von Massenmedien betrifft, ist die Krimbevölkerung vom Rest der Ukraine so gut wie abgeschnitten. Nur 12 Prozent der Befragten sind seit 2014 überhaupt in andere Regionen der Ukraine gereist, und auch der Kontakt zu in anderen Teilen der Ukraine lebenden Verwandten ist signifikant zurückgegangen (Abb. 1). „Man kann insgesamt von einer nach innen orientierten Gesellschaft auf der Krim sprechen. Das schirmt die Bevölkerung von äußeren Einflüssen ab, die die politische Situation verändern könnten“, erklärt Gwendolyn Sasse, Direktorin des ZOiS.

Die regionale Identität als Krimbewohner*in (krymchanin auf Russisch), bleibt weiter relevant und wurde mit der Eingliederung der Krim in die Russische Föderation sogar teilweise gestärkt (Abb. 2): „Das gestärkte Regionalgefühl erklärt sich sowohl aus der vor 2014 aufgetauten Unzufriedenheit mit Kiew und der empfundenen Aufwertung der Region durch die Intervention Russlands 2014“, so Gwendolyn Sasse. Auf die Frage, was für sie zu Hause bedeute, wählten 62,7 Prozent den konkreten Wohnort und 27,3 Prozent die Krim, Russland oder die Ukraine dagegen nur 5,8 Prozent bzw. 0,9 Prozent.

Das Gefühl, viele Jahre von der Regierung in Kiew vernachlässigt worden zu sein, und ein geringes Vertrauen in die regionalen und lokalen Institutionen sind in der Krimbevölkerung verbreitet. Das könnte teilweise erklären, warum die überwiegende Mehrheit der Annexion mit Zustimmung und positiven Erwartungen gegenübersteht. Die überwiegende Mehrheit würde bei einem erneuten Referendum für den Status quo stimmen (Abb. 3) und vertraut den russischen Institutionen auf nationaler Ebene. Die krimtatarische Minderheit bleibt der derzeitigen Regierung gegenüber viel skeptischer.

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Sasse, Gwendolyn: Terra Incognita: The public mood in Crimea:

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