Dr. Piotr Goldstein und Dr. Félix Krawatzek

Die Nation definieren: das Identitätsverständnis junger Menschen in Polen

Dr. Piotr Goldstein und Dr. Félix Krawatzek

Die Nation definieren: das Identitätsverständnis junger Menschen in Polen

Aufnahme während einer Demonstration gegen das Gesetz zum Verbot von Gleichstellungsmärschen. IMAGO / NurPhoto

Projektbeschreibung

Junge Menschen sind im postkommunistischen Polen erheblichen Versuchen der Nationenbildung ausgesetzt. Einige von ihnen übernahmen die nationalisierte Perspektive, welche im letzten Jahrzehnt in Mainstreammedien, staatlichen Diskursen und im Schulunterricht dominant geworden ist, während andere sich stärker in Richtung Europa orientierten und eine kosmopolitischere Haltung einnahmen. Die Migrationskrise, die sich seit Sommer 2021 an der Grenze zu Belarus abspielt, ist die jüngste Herausforderung für die nationale Identität Polens und für Europa als Ganzes. Unter den Befürwortern der polnischen Regierung hat die Krise zu einer noch stärkeren Unterstützung der aktuellen Politik geführt, aber im gleichen Atemzug hat der Widerstand gegen die Regierung zugenommen. Junge Menschen finden sich dabei auf beiden Seiten dieser Kluft wieder.

Für das Identitätsverständnis junger Pol*innen stellt die aktuelle Situation eine tiefgreifende Herausforderung dar. Sie findet Ausdruck in ihren Einstellungen zur Migrationskrise, betrifft aber auch ihre Ansichten zur polnischen Geschichte, zur Katholische Kirche, dem Verhältnis von Polen zu Europa sowie ihre Vorstellungen von Geschlechterrollen. Das Projekt untersucht, welche Identitäts- und nationalen Zugehörigkeitsgefühle junge Pol*innen in der aktuellen Situation zum Ausdruck bringen. Zu diesem Zweck wird eine Umfrage unter jungen Menschen im Alter zwischen 16 und 34 Jahren aus unterschiedlichen Teilen des Landes durchgeführt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Einstellungen zu kultureller Vielfalt, Identitätsverständnissen mit Bezug auf die lokale, nationale und europäische Ebene, aber auch Ansichten über die polnische, europäische und sowjetische Geschichte, das Verhältnis zur Katholischen Kirche und das Geschlechterverständnis. Außerdem werden die Teilnehmer*innen in Fokusgruppen danach befragt, was im gegenwärtigen sozialen Klima als Ausdruck von „Polnischsein“ betrachtet werden kann.

Kernfragen

  • Welches Identitätsverständnis lässt sich in unterschiedlichen Teilen der polnischen Jugend beobachten?
  • Wie hängen verschiedene Ebenen der lokalen, nationalen und europäischen Zugehörigkeit miteinander zusammen?
  • Welche politischen Präferenzen ergeben sich aus dem jeweiligen Identitätsverständnis, das junge Pol*innen zum Ausdruck bringen?

Projektleitung

Leitung Forschungsschwerpunkt
Jugend und generationeller Wandel
Ombudsperson für die Wissenschaft