Die Verbreitung von Erinnerungsgesetzen und die Rückkehr der Nation
Die Verbreitung von Erinnerungsgesetzen und die Rückkehr der Nation
in Kooperation mit Dr. George Soroka (Harvard University)
Dieses Projekt erhält eine Förderung des „Stipendienprogramms für Postdoktoranden“ der Daimler und Benz Stiftung. Es ist dem Forschungsschwerpunkt „Gesellschaften zwischen Stabilität und Wandel“ zugeordnet.
Projektbeschreibung
Viele mittel- und osteuropäische Länder haben in den letzten Jahren Gesetze verabschiedet, die die Geschichtsforschung und den öffentlichen Diskurs über die Vergangenheit regeln sollen. Derartige Gesetzgebungsinitiativen sind bezeichnend für Versuche der Nationsbildung durch staatlich geschaffene historische Erzählungen, die Normen darüber etablieren möchten, wie die Vergangenheit zu betrachten ist. Sie illustrieren des Weiteren die schwierigen Nationsbildungsprojekte in vielen osteuropäische Ländern.
In Russland gibt es eine ganze Reihe an Gesetzesgrundlagen, durch welche geschichtliche Aussagen, die von der offiziellen Haltung zur Geschichte abweichen, bestraft werden können. Aber was in der Öffentlichkeit über die Vergangenheit eines Landes gesagt werden kann ist in ganz unterschiedlichen Ländern per Gesetz eingeschränkt, beispielsweise in Polen, der Ukraine, Frankreich, Spanien, Deutschland, Chile oder einige Bundesstaaten in den USA.
Dieses Projekt erforscht die politischen Dynamiken hinter dieser Verrechtlichung von Geschichte und ihrer weiteren gesellschaftlichen Auswirkungen mit einem Schwerpunkt auf Russland und die Ukraine.
Methods
- Durchführung einer Umfrage zu geschichtlichen Wahrnehmungen auch unter Verwendung von Vignette- und Listenexperimenten
- Erstellung einer Datenbank mit Erinnerungsgesetzen und damit verbundenen politischen Dynamiken
Kernfragen
- Welche Arten von Erinnerungsgesetzen gibt es und welche innenpolitischen bzw. zwischenstaatlichen Auswirkungen haben diese?
- Welche gesellschaftliche Relevanz haben die Erinnerungsnarrative politischer und kultureller Eliten?
- In welchem Zusammenhang stehen politische Einstellungen und Sichtweisen auf Geschichte?