Medienanalyse

Medienanalyse

Zwischen zwei Welten? Soziale Medien und die Identität junger Russ*innen im Ausland

Projektbeschreibung

Junge Menschen mit Russlandhintergrund in Deutschland werden in den sozialen Medien häufig mit gegensätzlichen Weltanschauungen konfrontiert. Ihr familiärer Hintergrund und ihre Sprachkenntnisse können beeinflussen, was sie online sehen und wie sie ihre Realitäten konstruieren. Die Bedeutung dieser digitalen Verbindung zum Heimatland ihrer Eltern wird durch den begrenzten physischen Kontakt zu Russland noch verstärkt. Der Umgang mit widersprüchlichen Online-Geschichten ist eine große Herausforderung für Migrant*innen der zweiten Generation, die sich dabei sowohl mit ihrem Gefühl der (Nicht-)Zugehörigkeit zu Russland als auch zu Deutschland auseinandersetzen müssen.

Die russische Regierung setzt strategisch auf russischsprachige Menschen im Ausland, auch in Deutschland, um Unterstützung für ihre Außenpolitik zu gewinnen. Sie nutzt verschiedene Medien, einschließlich sozialer Plattformen, um ihr Handeln zu legitimieren und ihren Einfluss weltweit zu verbreiten. Diese Einflussnahme hat Auswirkungen auf die internationale öffentliche Meinung und Politik. Ein wichtiger Teil ihrer Strategie ist die Manipulation der historischen Erinnerung, um ihre geopolitischen Ziele zu rechtfertigen.

Das Projekt zielt darauf ab, unser Verständnis der dominanten Diskurse innerhalb der digitalen Erfahrung von Menschen mit russischem Hintergrund in Deutschland zu vertiefen. Darüber hinaus untersuchen wir, wie sie Online-Diskussionen über Geschichte wahrnehmen und sich daran beteiligen und wie sie Ansichten über internationale Weltordnungen, politische Einstellungen und Zugehörigkeit zu Werten und Ideologien sowohl bilden als auch anzweifeln. Die Studie soll Erkenntnisse darüber liefern, wie Individuen versuchen, sich in die verschiedenen Argumente, denen sie bei der Nutzung sozialer Medien begegnen, einzufügen und ihnen einen Sinn zu geben. Wir erforschen auch, welche Faktoren das Vertrauen und Misstrauen in historisch begründete Rechtfertigungen im Gegensatz zu anderen Argumenten beeinflussen.

Methodik

  • Qualitative Diskursanalyse verschiedener Social-Media-Plattformen
  • Vertiefende Interviews mit russischen Migrant*innen der zweiten Generation in Deutschland
  • Online-Tagebuchstudien
  • Fokusgruppendiskussionen mit russischen Migrant*innen der zweiten Generation in Deutschland

Kernfragen

  • Wer sind die wichtigsten kremlfreundlichen und oppositionellen Akteur*innen in den sozialen Medien mit Verbindungen sowohl nach Russland als auch nach Deutschland?
  • Auf welche Weise tragen transnationale Akteur*innen zu (historischen) Online-Narrativen bei oder stellen sie in Frage, und wie haben sich diese Narrative im Laufe der Zeit entwickelt?
  • Wie interpretieren und navigieren Migrant*innen der zweiten Generation in Deutschland mit russischem Hintergrund die widersprüchlichen (historischen) Weltanschauungen, die von transnationalen Akteur*innen in den sozialen Medien verbreitet werden?
  • Welche Faktoren beeinflussen die Entstehung von Vertrauen und Misstrauen in Inhalte, die von transnationalen Social-Media-Akteur*innen verbreitet werden?

Projektleitung

Externer Partner: Prof. Dr. Florian Töpfl, Lehrstuhl für Politische Kommunikation mit Schwerpunkt auf Osteuropa und die postsowjetische Region, Universität Passau.