Podiumsdiskussion

Treffen des ZOiS Caucasus Network

10.12.2020

Online-Event in deutscher Sprache

Donnerstag | 10. Dezember | 11:00–12:30 Uhr

Das im Herbst 2019 gegründete ZOiS Caucasus Network traf sich am 10.12.2020 zu einer weiteren Diskussionsrunde. Neben drei Inputs sprachen wir gemeinsam über Konfliktdynamiken, Selbst- und Fremdwahrnehmung der jeweiligen Akteure und über Migration als konfliktreiches Bewegungselement.

Programm

Begrüßung

Dr. Tsypylma Darieva (ZOiS, Berlin)

Tschetschenische Selbst- und Fremdwahrnehmungen im transnationalen Raum

Dr. Marit Cremer (Memorial, Deutschland)

Migrant*innen aus Tschetschenien werden in europäischen Medien überwiegend mit problematischen Themen, wie Islamismus, Terrorismus oder etwa der organisierten Kriminalität in Verbindung gebracht. Es stellt sich die Frage, mit welchen Strategien die Diaspora in Deutschland auf ihren schlechten Ruf in der Öffentlichkeit reagiert und welche Strukturen diesen Strategien zugrunde liegen? In dem Vortrag von Dr. Marit Cremer, Soziologin bei MEMORIAL Deutschland e.V., wurden mitunter diese Fragen aufgeworfen und diskutiert.

Der Südkaukasus als umfochtene Geographie: Toponomie und Gedächtnis

Dr. David Leupold (ZMO, Berlin)

Am 13. November, nur drei Tage nach Ende der Kriegshandlungen zwischen Armenien und Aserbaidschan, brachte der Ausschuss für regionale Angelegenheiten des aserbaidschanischen Parlaments eine Gesetzesvorlage "Über die Umbenennung des Dorfes Cakuri in der Region Xocavənd in Aserbaidschan in das Dorf Hünerli" vor. Das ehemals von Armeniern bewohnte Dorf mit seinem Klosterkomplex Całkavank̔, welches in der Provinz Hadrut̔ im südlichen Teil von Berg-Karabach liegt, soll durch den Erhalt eines aserbaidschanischen Ortsnamens in die neu konfigurierte Symbollandschaft eines ethnisch-homogenen, aserbaidschanischen Karabachs eingepasst werden. Die Umbenennung von Orts- Fluss und Bergnamen spielt hierbei eine entscheidende Rolle in der Konsolidierung des eigenen und Anfechtung des feindlichen Nationalnarratives. Doch die Politik der Toponomie hat eine lange Vorgeschichte. Anhand des Fallbeispiels Armeniens, mit dem sich Dr. David Leupold länger auseinandergesetzt hat, kann aufgezeigt werden, wie seit Beginn der Sowjetzeit bis heute die toponymische Landschaft des Südkaukasus systematisch im Sinne der Erschaffung ethnisch-homogener Titularrepubliken umgeschrieben wurde.

Alltag im Konflikt erforschen?

Kooperationsprojekt zur Erhebung sozioökonomischer Daten in de-facto Staaten

Dr. Sabine von Löwis (ZOiS, Berlin)

Im Forschungsschwerpunkt „Konfliktdynamiken und Grenzregionen“ am ZOiS untersuchen wir unter anderem den Alltag und das gesellschaftliche Leben in De-facto Staaten und somit das Leben unter Konfliktbedingungen. Dazu gehören auch die De-facto Staaten Abchasien, Südossetien und Nagorno-Karabach im Südkaukasus. Neben eigenen Untersuchungen und Beobachtungen vor Ort (z.B. in Transnistrien) kooperieren wir mit einer angloamerikanischen Forschungsgruppe, die quantitative Erhebungen zu politischen Identitäten und Einstellungen in den post-sowjetischen De-facto Staaten durchführt und in diesem Zusammenhang auch demographische, soziale, ökonomische und kulturelle Faktoren erhebt. Die Auswertung dieser Daten aus aktuellen und vergangenen Befragungen sollen dazu dienen, Entwicklungsdynamiken und Strukturen der Gesellschaften in den De-facto Staaten herauszuarbeiten und zu einem besseren Verständnis dieser führen.

Moderation
Dr. Nadja Douglas (ZOiS, Berlin)

Organisatorinnen:

Dr. Tsypylma Darieva, Dr. Nadja Douglas (wissenschaftliche Mitarbeiterinnen am ZOiS)                                  

Sina Giesemann (Forschungsassistentin am ZOiS)