Event-Neuigkeiten

ERDAM-Online-Reihe geht in die Sommerpause mit Panel zu russischen Inhaber:innen humanitärer Visa in Deutschland

31.07.2025

Veranstalter:innen: Tsypylma Darieva, Tatiana Golova, Domas Lavrukaitis

40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nahmen am 10. Juli an der abschließenden Veranstaltung der zweiten ERDAM-Saison teil — einem Panel mit Tatiana Kasimova und Vladimir Kozlov (Academic Bridges Lab) mit dem Titel Zwischen Exil und Engagement: Russische Inhaber humanitärer Visa in Deutschland. Seit Mitte 2022 hat Deutschland humanitäre Visa an Russinnen und Russen vergeben, die politischer Repression ausgesetzt sind, insbesondere an Personen mit engen Verbindungen zur deutschen Zivilgesellschaft. Rund 3.000 Personen haben bisher diesen Status erhalten.

Das Panel stellte die Ergebnisse der bislang umfassendsten Umfrage zu dieser Gruppe vor, die Integrationsverläufe (Sprache, Arbeit, Wohnen) und zivilgesellschaftliches Engagement untersucht. Die meisten Befragten sind junge, hochqualifizierte Fachkräfte aus Moskau und St. Petersburg, von denen viele weiterhin in russlandbezogenen Initiativen aktiv sind. Gleichzeitig zeigen die Daten, dass ihre Bindungen an Russland allmählich schwächer werden — ein Hinweis auf Veränderungen in Identität und Zugehörigkeitsgefühl.

Diese Saison umfasste außerdem drei frühere Veranstaltungen: Am 10. April sprach Prof. Dr. Olivier Ferrando von der Katholischen Universität Lyon darüber, wie russische Migrantinnen und Migranten in Kasachstan und Kirgisistan ihre ethnischen und staatsbürgerlichen Identitäten in Zeiten wachsender Unsicherheit aushandeln. Auf Grundlage von Interviews aus dem Jahr 2023 untersuchte der Vortrag die sich wandelnde Bedeutung der russischen Staatsbürgerschaft sowie Einstellungen zur Einbürgerung in den Aufnahmeländern. Ferrando zeigte, wie Grenzübertritte häufig ethnonationale Identitäten reaktivieren oder neu konfigurieren.

Am 20. Februar präsentierten Prof. Dr. Françoise Daucé und Prof. Dr. Anne le Huérou Ergebnisse ihrer Feldforschung in Estland und Lettland zur Aufnahme von geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern. Ihr Vortrag analysierte Räume und Praktiken der Solidarität und legte dar, wie historische Erinnerung und postsowjetische Prägungen die Gastfreundschaft in den baltischen Staaten beeinflussen. Zudem diskutierten sie die Rolle russischer Migrantinnen und Migranten in diesen Unterstützungsnetzwerken sowie die sozialen Dynamiken, die aus gemeinsamen Erfahrungen der Vertreibung entstehen.

Die Saison eröffnete am 19. September 2024 Prof. Dr. Bahar Baser von der Durham University mit einem Vortrag über die russische Diaspora in Türkei. Anders als viele klassische Diasporastudien, die sich auf Migrantinnen und Migranten in westlichen Demokratien konzentrieren, untersuchte dieses Event, wie Russinnen und Russen sich im Kontext eines illiberalen Aufnahmestaats politisch organisieren. Baser zeigte, wie diese Gruppe mit den Einschränkungen und Chancen des türkischen politischen Systems umgeht und gab Einblicke in das Verhalten von Diasporas in nicht-demokratischen Kontexten.

Die ERDAM-Veranstaltungsreihe erfreut sich wachsender Beliebtheit. Die Teilnehmerzahlen blieben während der gesamten Saison stabil (28–45 pro Event), und immer mehr Menschen abonnieren den Newsletter, um informiert zu bleiben. Das Koordinationsteam freut sich darauf, die Diskussion in zukünftigen Sitzungen fortzusetzen.