Prof. Dr. Gwendolyn Sasse

Identitäten in Kriegszeiten am Beispiel der Ukraine

Prof. Dr. Gwendolyn Sasse

Identitäten in Kriegszeiten am Beispiel der Ukraine

Spuren des seit 2014 andauernden Krieges in der Ostukraine, hier in Donezk. IMAGO / ITAR-TASS

Projektbeschreibung

Die Ursachen von Kriegen sind in der sozialwissenschaftlichen Forschung besser erforscht als deren Dynamiken und Auswirkungen, was unter anderem am Mangel an empirischen Daten liegt. Dieses Projekt generiert zum einen Daten über die direkt vom Krieg Betroffenen – die Bevölkerung der Donbass-Region und die Geflüchteten – und zum anderen über die gesamtukrainische Gesellschaft.

ZOiS-Umfragen aus den Jahren 2016 und 2019 stellten erste Versuche dar, im Donbass, einschließlich der gegenwärtig nicht von Kyjiw kontrollierten Gebiete, den Alltag der Bevölkerung sowie Einstellungen und Identitäten zu erfassen. Eine weitere ZOiS-Umfrage aus dem Jahr 2016 war einer der ersten Versuche, das demographische und politische Profil der Geflüchteten zu erfassen (die Zahl der Binnenflüchtlinge und der nach Russland Geflüchteten beläuft sich insgesamt auf etwa 2,5 Millionen Menschen). 

Der Krieg prägt über das Kriegsgebiet hinaus Ansichten und Identitäten in der gesamten Ukraine. Diese Entwicklungen erforscht das Projekt seit 2017 durch wiederholt in die repräsentativen Omnibus-Umfragen des Kyiv International Institute of Sociology (KIIS) eingefügte Fragen. Anhand dieser Daten lässt sich die Stärkung einer staatszentrierten Identität nachzeichnen.

Displaced Ukrainians

Displaced Ukrainians“ ist eine Zusammenarbeit zwischen dem Künstler Mark Neville und dem Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien (ZOiS). Das Projekt gibt den Geflüchteten eine Stimme.

Methodology

  • Meinungsumfragen in beiden Teilen des Donbass
  • Umfrage unter Geflüchteten aus dem Donbass in der Ukraine und in Russland
  • Repräsentative Umfrage in der Ukraine (ohne die Krim und die nicht von Kyjiw kontrollierten Gebiete des Donbass)

Kernfragen

  • Welche Auswirkungen hat der Krieg auf die Einstellungen und die Identitäten der direkt Betroffenen und die Gesamtbevölkerung des betroffenen Landes?
  • Wie entwickelt sich die Bedeutung von ethnischen bzw. staatszentrierten Identitäten in der Ukraine über einen längeren, von Krisen geprägten Zeitraum?
  • Welche methodologischen Herausforderungen stellen sich in der Meinungsforschung in Krisensituationen?

Projektleitung

Wissenschaftliche Direktorin
Einstein-Professorin für Vergleichende Demokratie- und Autoritarismusforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin